Albert Camus` Absurdität und das Christentum

Albert Camus` Absurdität und das Christentum
- Zum Verhältnis von Transzendenz und Immanenz

 (eine Hausarbeit im Rahmen meines Theologiestudiums 1985)

 

Inhalt:

1. Biographisches
2. Absurdität
3. Revolte
3.1 Revolte in der Kunst
4. Vertrauen oder Sprung
5. Exkurs: Gedankenspiel - Immanenz vs. Transzendenz
Literaturverzeichnis

 

1. Biographisches

 

"Das Leben ist eine fortwährende Ablenkung,
die nicht einmal zur Besinnung darüber kommen läßt,
wovon sie ablenkt."
(Franz Kafka: Hochzeitsvorbereitungen)

 

Albert Camus wurde am 7. November 1913 in Mondovi (Algerien) geboren. Der Vater, Lucien Camus, fiel schon 1914 in der Marneschlacht. Die Mutter zog daraufhin zu ihrer Familie in Algier zurück, wo sie als Putzfrau arbeitete. Albert Camus gelangte aus den ärmlichen Verhältnissen heraus, als er durch Förderung seines Lehrers im Jahre 1923 ein Stipendium für das Lycee d`Algier bekam.
Nachhaltigen Einfluß auf das Denken des jungen Camus dürfte ´neben der religiösen Erziehung der Großmutter, die von oberflächlichen Konventionen bestimmt war, die Erkrankung an Tuberkulose gehabt haben, die ihn an den Rand des Todes brachte.
Nach dem Abitur studierte er in Algier Philosophie. Dabei war die Rezeption der Schriften von Augustinus, Pascal, Dostojewski, Kierkegaard, Nietzsche, Husserl, u.a. von entscheidender Bedeutung für sein weiteres Denken. Eine weitere Station seines Lebens war der Eintritt in die KPF. Er entwickelte sich zum politisch engagierten Journalisten, Dichter und Romancier angesichts der faschistischen Entwicklungen in Europa. Allerdings wurden seine Erwartungen an die KPF enttäuscht, so daß er 1937 auch unter dem Eindruck der Stalin-Ära austrat. "Er behielt von dieser Mitarbeit ein starkes Mißtrauen gegenüber allen ideologisch-dogmatischen Parteien und kritisierte den "Glauben" ihrer Anhänger an eine unfehlbare Doktrin oft mit den gleichen Worten wie den christlichen Glauben."
Auf Grund seiner schwachen Gesundheit wurde ihm 1937 die Zulassung zum höheren Lehramt verweigert, was seine Überlegungen, Schriftsteller zu werden, bestärkte. Wichtig zum Verständnis des Camusschen Oeuvres sind auch seine Begegnungen mit den Existenzialisten der damaligen Zeit, von denen er sich immer bewußt und deutlich zu differenzieren wußte, so wie er sich selbst auch nie als Philosophen gesehen hat. "Ich bin kein Philosoph. Ich vertraue der Vernunft nicht genug..., um an ein System zu glauben. Was mich interessiert ist, wie man sich verhalten muß. Und genauer: wie man sich verhalten kann,  wenn man weder an Gott noch an die Vernunft glaubt."

 

Neben zahlreichen Dramen (Caligula, Le Malentendu, Les Justes, etc.), die auch heute auf vielen Theaterbühnen gespielt werden, sind seine Romane "L`Etranger" (1942), "La Peste" (1947) und "La Chute" (1956) von besonderem Interesse.
Außer "L`Homme Revolte´" (1951) ist der Essay "Le Mythe de Sisyphe" (1943) seine bedeutendste philosophisch orientierte Publikation. Albert Camus erhielt am 17. Oktober 1957 den Nobelpreis für Literatur. Er starb am 4. Januar 1960 bei einem Verkehrsunfall in Frankreich.

 

2. Absurdität

 

"Der Sinn, von dem man reden kann, ist nicht der Sinn."
(Dschuang Dsi: Südliches Blütenland, XXII.6)
"Klar gibst du Antwort, jedoch nicht alle hören sie dich klar."
(Augustinus: Confessiones, X.26)

 

Das Absurde ist ein Problem - vielleicht das tiefste - des menschlichen Bewußtseins. (Camus: Sisyphos, S.17) "Es heißt gestehen, dass man vom Leben überwältigt wird oder das Leben nicht begreift." (ebenda, S.11) Dem steht das Verlangen des Menschen nach vollkommener Klarheit entgegen. Das Wesen solcher Klarheit besteht darin, die Welt zu verstehen, und zwar in ihrer Totalität. Verstehen kann der Mensch aber nur im Bereich des Menschlichen, d.h. für Camus, dass die Welt "auf das Menschliche zurückgeführt" (ebenda, S.20) werden muß. Da der Mensch aber die Erfahrung machen muß, dass er die Welt nicht denkend "einfangen" kann, entsteht in ihm das Gefühl der Absurdität. Das bedeutet vor allem, dass die Welt nicht mit den Mitteln des Denkens, der Sprache, der Wissenschaft, der Ratio begriffen und bewältigt werden kann. "Ich sagte, die Welt sei absurd, und ging damit zu rasch vor. An sich ist diese Welt vernünftig - das ist alles, was man von ihr sagen kann. Absurd aber ist die Gegenüberstellung des Irrationalen und des glühenden Verlangens nach Klarheit, ..." (ebenda, S.23) Die Begrenztheit der Vernunft ist der Grund dafür, dass der Mensch nicht zur vollkommenen Klarheit vordringen kann.
"Es ist sinnlos die Vernunft absolut zu negieren. Sie hat ihren Bereich, in dem sie wirksam ist. Es ist genau der Bereich der menschlichen Erfahrung. Von da aus wollten wir alles klar machen. wenn wir es nicht können und wenn dabei das Absurde entsteht, dann eben in dem Zusammenstoß dieser wirksamen aber begrenzten Vernunft mit dem stets neu entstehenden Irrationalen." (ebenda, S. 35) Da Camus nur innerhalb   menschlicher Grenzen, das bedeutet für ihn innerhalb einsehbar-vernünftiger Grenzen, etwas begreifen kann, muß ihm der Sinn letztlich verborgen bleiben.
"Aber wenn ich die Grenzen der Vernunft anerkenne, so leugne ich deshalb nicht die Vernunft selber, sondern erkenne ihre relative Macht an. Ich will mich nur auf dem Mittelweg halten, auf dem der Verstand klar bleiben kann." (ebenda, S.  38)  Wie schmal dieser Weg des Absurden ist, mag folgendes Zitat belegen: "...; sie unsere wirkliche Lage ist es, die uns unfähig macht, etwas gewiß zu wissen und wirklich nichts zu wissen." (Blaise Pascal: Pensees, S.84)
"Was bedeutet mir ein Sinn, der außerhalb meiner Situation liegt? Ich kann nur innerhalb menschlicher Grenzen etwas begreifen." (Camus: Sisyphos, S. 47) Camus wehrt sich entschieden dagegen, dass dem Leben irgendein Sinn untergeschoben wird. "Das Leben braucht keinen Sinn, um gelebt zu werden, ..." (ebenda; S.115)
An dieser Stelle verläßt Camus allerdings die Dimension des genuin Menschlichen, denn das bewußtseinslose, unbewußte Leben etwa der Tiere braucht zwar anscheinend wirklich keinen Sinn, aber das menschliche Bewußtsein, oder besser: die menschliche Seele, verlangt doch gerade danach, ja kann scheinbar ohne Sinn nicht (glücklich) leben. (Camus scheint das Menschliche aufs Denken und dessen Grenzen zu reduzieren, aber die Seele ist mehr als das Bewußtsein!) Ein Leben ohne Sinn verschließt dem Menschen die Wahrheit. "Die Wahrheit ist das, was jeder Mensch zum Leben braucht und doch von niemand bekommen oder erstehen kann." (Franz Kafka: Gespräche mit G. Janouch, ...) Dennoch will Camus, und das ist sein Hauptanliegen, einen Weg zeigen, wie es möglich ist, als absurder Mensch ohne Sinn zu leben.
Das Gefühl des Absurden ist im Wesentlichen das Resultat einer Denkerfahrung, einer Erfahrung des Bewußtseins. "Camus betont mit Nachdruck den Anspruch des Denkens, das Ganze der Wirklichkeit auf das Denken selbst zurückzuführen und damit diese Einheit vom Denken her zu erreichen und zu fundieren." (Peter Kampits: Der Mythos vom Menschen, 1968, S. 40)   "In seiner Radikalität kann sich das Denken nicht mit Vorläufigem und Wahrscheinlichem begnügen. Das Denken will "alles oder nichts" erklärt und durchschaut, bestimmt und begründet erhalten, um darin bis zum letzten Grund allen Seins vorzudringen. Gerade dieser letzte Grund bleibt aber für das Denken uneinholbar. Diese Uneinholbarkeit des Grundes und mithin der Einheit und des Sinnes des Ganzen der Wirklichkeit führt Camus zur Denkerfahrung des Absurden. Das Denken, ..., ... macht in diesem Gang zum Grund die Erfahrung seiner Grenzen." (ebenda, S. 41f.)
Die Erkenntnis seiner Grenzen ist der erste Schritt zum absurden Menschen und führt ihn zu einer gewissen Hellsichtigkeit. Mit Hellsichtigkeit "wird jenes Erkennen und Denken bezeichnet,  das der Fülle des Wirklichen offen gegenübersteht, forschend alles zu erkennen, was erkennbar ist, aber sich weigert, Erklärungen zu akzeptieren, zu "glauben" oder etwas zu erhoffen, was innerhalb der erfahrbaren Weltwirklichkeit nicht rational evident oder empirisch gegeben erscheint." (Simons: 1979, S. 164) Das Absurde ist "die erhellte Vernunft, die ihre Grenzen feststellt." (Camus: Sisyphos, S. 19)
Der "Sinn" dieser Welt soll aus der Transzendenz, d.h. aus seinem nicht diesseitigen, weltlichen Bezug in die Immanenz, in die Innerweltlichkeit verlagert werden, wo es aber für Camus paradoxerweise nicht zu finden ist! (An diesen beiden Begriffen setzt m.E. ein wesentliches Differentialkriterium zwischen Camus und dem Christentum an.) Aber Camus interessiert nicht so sehr die Entdeckung des Absurden wie dessen Konsequenzen.
Offensichtlich wird die Absurdität für Camus am Beispiel des Theodizeeproblems. Hier erfährt das menschliche Denken am deutlichsten seine Grenzen, ja soll sie sogar erfahren. Der Einfluß Nietzsches auf Camus ist auch hier nicht zu übersehen: "Gott ist eine Mutmaßung: aber ich will, dass euer Mutmaßen begrenzt sei in der Denkbarkeit." (Nietzsche: Also sprach Zarathustra, ...) Gäbe es eine sinnvolle, d.h. bei Camus eine rational-evidente Begründung des Todes und Leidens in der Welt, so wäre für ihn auch Gott gerechtfertigt, d.h. er könnte an ihn glauben. Aber "die Welt ist voller irrationaler Dinge. Sie allein, deren einzigartige Bedeutung ich nicht begreife, ist nur ein riesiges Irrationales. Könnte man ein einziges Mal sagen: Das ist klar, dann wäre alles gerettet." (Camus: Sisyphos, S. 28) Aber ein klarer, sichtbarer, denkbarer, also auch fassbarer Gott wäre kein Gott, und solch ein "Glauben" wäre kein Glauben, sondern ein Wissen.
Genau betrachtet besteht das Problem für Camus nicht so sehr darin, dass das Sein unvollkommen wäre, sondern das Bewußtsein.
"Nicht das Leiden an sich ist empörend, sondern die Tatsache, dass es nicht gerechtfertigt und in ein Ganzes integrierbar ist." (Alfred Rühling: Negativität bei Albert Camus, 1974, S.15) Und auch Thomas Simons stellt fest, "dass sich die Revolte nicht in erster Linie gegen die Tatsache des Leidens und des Todes als solche richtet, obwohl es häufig von Camus so dargestellt wird, sondern die Revolte richtet sich gegen das Fehlen einer Rechtfertigung dieses Leidens." (Simons: 19979, S. 194)
Da es keine Rechtfertigung gibt, gilt es nach Camus, gegen Gott, der schweigt, und gegen diese Absurdität zu revoltieren, denn er lehnt einen "Sprung" in den Glauben, wie ihn sein Vorbild Pascal vollzog, als Flucht ab. "Seine Kritik ist dabei im Grunde nicht spezifisch gegen den christlichen Glauben gerichtet, sondern gegen alle religiösen Vorstellungen, Mythen und Ideale, die den Menschen von den unmittelbaren Erfahrungen ablenken könnten" (ebenda, S. 280f.)
Trotzdem muß es hier zur entscheidenden Auseinandersetzung mit Camus kommen. Denn dagegen ließe sich einwenden, dass das Christentum gerade nicht vom Diesseits, d.h. auch: von unmittelbaren Erfahrungen, ablenken will, sondern durch Jesus Christus auf ein diesseitiges Leben in Liebe hinlenken will. Der Glaube (ans Jenseits) ist gewissermaßen der Katalysator, der allererst intensives und klarsichtiges Leben ermöglicht. Ich werde darauf weiter unten zurückkommen und jetzt zunächst Camus Standpunkte zu Ende referieren.
Zwar erkennt auch der Christ, das er Gott (immanent) nicht rechtfertigen kann, (vgl. auch: Kant, Werke  Bd. III, S. 254 ff) deswegen schüttet er aber nicht - wie Camus - das Kind mit dem Bade aus, d. h. er sieht den Glaubensakt nicht als "Sprung" und schon gar nicht als Flucht; denn er weiß, dass Gott ihm rational verborgen bleiben muß.
Camus dagegen sucht sich mit der Revolte selbst zu erlösen, sucht ohne Gott auszukommen. Wie sieht nun diese Revolte aus?

 

3. Revolte

 

"Alles hat er gar schön gemacht zu seiner Zeit;
auch die Ewigkeit hat er ihnen ins Herz gelegt,
nur dass der Mensch das Werk, das Gott gemacht,
von Anfang bis zu Ende nicht fassen kann."
(Prediger 3,11)

 

In "Le Mythe de Sisyphe" hat Camus eine Philosphie des Absurden skizziert, die entgegen anderen existentialistischen Strömungen jede Flucht, jeden Sprung und jede Hoffnung ablehnt und die Realität und Gewißheit des Todes konsequent in den Mittelpunkt stellt und zum ewigen Ausgangspunkt des Denkens nimmt.
Das Leben bedeutet für den absurden Menschen angesichts des Leidens und des Todes ein immerwährendes Scheitern, eine "endlose Niederlage" (Camus: Pest, S.77) und verliert angesichts der Gewißheit des Todes jeden denkbaren Sinn.
Dabei führt Camus das "Memento Mori" nicht zum Glauben an Gott, sondern zu einem "Memento Vivere"; zum gegenwärtigen Diesseits, dem sich der der Absurdität bewußte Mensch entschlossen zuwendet, um das Leben möglichst intensiv und lange ("Vivre le plus") zu leben, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen. (Camus: Sisyphos, S.7, S. 54) Er sucht dem Tod im Leben entschieden zu widerstehen, ohne an der Gewißheit des Sterbenmüssens zu verzweifeln. Trotz Hoffnungslosigkeit verzweifelt er nicht oder verfällt einem Nihilismus, sondern er erfährt seine besondere Qualität (Glück) gerade darin, im Leben dem Tod und der Absurdität zu widerstehen, zu bestehen. Dies bedeutet kein Akzeptieren der Absurdität, sondern das Bestehen und Aushalten.
Dem Menschen bleibt nach Camus, wenn er die tiefe Sinnlosigkeit des Lebens und die Illusion einer Flucht in Religion oder in den Selbstmord erkannt hat, nichts, als gegen den Tod und Leiden anzukämpfen, mit dem Bewußtsein, am Ende doch zu scheitern.
In der Revolte findet der absurde Mensch seine Identität; die Revolte ist für Camus die logische Konsequenz des Absurden.  
"Das Absurde hat nur insoweit einen Sinn, als man sich mit ihm nicht einverstanden erklärt." (Camus: Sisyphos, S. 32) Die Empörung des Menschen wird zum Sinn des Lebens.
Durch die Hintertür wird hier dem Leben am Ende doch ein Sinn untergeschoben. Es ist seltsam, dass Camus dieser Widerspruch nicht aufgefallen ist. Wie kann Empörung Ersatz für den Sinn sein? Noch seltsamer erscheint es mir, dass ihm nicht aufgefallen ist, dass gerade der Christ sich mit dem Leiden in der Welt nicht abfindet und genauso wie Dr. Rieux in "La Peste" dagegen kämpft. Warum sonst hat gerade Jesus Christus Kranke geheilt?
Seine Vorwürfe greifen an vielen Stellen ins Leere. Man hätte ihm zurufen können: "Tolle, lege!" (Augustinus: Confessiones, VIII.12)
Camus erklärt das Streben nach Verbesserung, nach Erkenntnissen, die das Bestehende transzendieren und hoffen lassen, den Blick auf die Verwirklichung einer besseren, zukünftigen Welt als illusorisch, als Flucht und das gelte es zu erkennen. Nur im intensiveren Erfahren, im künstlerischen Schaffen und im Kampf gegen den Tod könne der Mensch sich selbst verwirklichen. In Relation zur Absurdität des Lebens erscheinen ihm die alltäglichen Probleme und die Fragen traditioneller Philosophie als nebensächlich.
Seine Revolte zielt eigentlich nicht primär auf die Befreiung der Menschen von Zwängen und Leid, sondern darauf, der Versuchung zu widerstehen, dieser absurden Welt zu entfliehen (Glaube, Selbstmord, Nihilismus, etc.); sie ist also nicht so sehr gegen das Absurde selbst oder gar das Leiden gerichtet, als vielmehr gegen das Ich, das sich angesichts der Absurdität zur Flucht, zum "Sprung" verführen läßt. So gesehen nimmt Camus Philosophie den Charakter einer Ersatzreligion an, die ohne Gott auszukommen sucht.
"Kann man ohne Gott ein Heiliger sein, das ist das einzig wirkliche Problem, das ich heute kenne." (Camus:  Pest, S. 151)
Auch mit der Eliminierung der Transzendenz, und deren impliziten Versprechen auf Unsterblichkeit leben zu können, bzw. leben zu lernen, bedeutet "Übermensch", "Sisyphos", "Heiliger" zu werden. Dies ist eine Ersatzreligion, die allein auf das Ich, auf dessen Fähigkeiten und gute Taten im Diesseits, auf Quantität setzt.
Für den Christen ergeben sich einige Zweifel, ob Camus nicht einer Selbsttäuschung unterliegt, wenn er glaubt, dass er ohne Gott, nur auf sich selbst und seine Fähigkeiten gestellt, die Unergründbarkeit der Welt und die immanente Sinnlosigkeit solchermaßen durchhalten könne. Daher wird auch in der Sekundärliteratur zu Recht auf den Moralisten Camus verwiesen, der weniger Atheist als Antitheist sei. "Seine Stellung zu Transzendenz und Religiosität dürfte weniger einem Atheismus nahekommen als vielmehr einem Antitheismus, zumindest solange er die Haltung des Revoltierenden einnimmt, ..." (Rühling: 1974, S.33)
Und auch Sartre "wirft ihm ... vor, dass er Gott doch nötig habe, um ihm die Schuld für das Absurde und für das ungerechte Leiden der unschuldigen Menschheit aufzubürden. Gott beschäftige Camus unendlich viel mehr als die Menschen." (Camus: Sisyphos, S. 136; Nachwort von L. Richter)
So ist er scheinbar mehr Hiob vergleichbar als Zarathustra. Die Revolte richtet sich auch eigentlich nicht gegen Gott, sondern gegen Gottes Schweigen. (vgl. Simons; 1979, S. 259)
Wenn Camus glaubt, ohne Gott auskommen zu können, dann sind einige Zweifel angebracht. Denn gerade das bekommt der Mensch in der Bibel permanent zu spüren, dass ihm seine Fähigkeiten und sein Wissen nichts nützen. Der Mensch kann sich nicht selbst erlösen. Dieses nicht einsehen, nennt die Bibel "Verstocktheit". (Jesaja 6, 9-10) "Da hilft kein Fliehen dem Schnellen, und dem Starken versagt die Kraft; der Held rettet sein Leben nicht, ..." (Amos 2, 14)
Zur Unterstützung und Veranschaulichung seiner Thesen bemüht Camus den Mythos von Sisyphos. Dieses Verfahren ist charakteristisch für ihn und gipfelt in der Aussage, dass der Roman eine in Bilder umgesetzte Philosophie sei. "Man denkt nur in Bildern. Wenn du Philosoph sein willst, schreib Romane." (Camus: Tagebücher, Jan. 1936)
Die Theorie des Sisyphos führt zum einsamen, illusions- und hoffnungslosen, schöpferischen Menschen, der nur eine Wahrheit, nämlich die des nicht begründbaren Todes (an)erkennt. Sisyphos ist das Symbol für das Dasein des Menschen im Absurden und zugleich auch die Wirklichkeit dieses Daseins.

 

3.1 Revolte in der Kunst

 

Das Sisyphosprinzip, d.h. die Vorstellung eines Menschen, der illusionslos gegen die Absurdität ankämpft und seine Rolle als zum Tode verurteilten Wesen, das dagegen revoltiert, zu Ende spielt, soll  auf die Ästhetik und auf die Lebensweise der Menschen angewendet und übertragen werden.
Kunst bedeutet nicht bloß Nachahmung (Nemesis), sondern immer auch ein freies Schaffen nach Gesetzen (Poiesis) und zielt im allgemeinen auf Erkenntnis, d.h. auf Erkenntnis, die das Reale transzendiert und eine (oft unbewußte) Änderung der Wirklichkeitseinstellung hervorruft (Katharsis). Hieraus ist dann auch die eigentliche Aufgabe und Funktion des Künstlers ableitbar, die darin gipfelt, die historisch sedimentierten Seh- und Denkweisen und Gewohnheiten aufzubrechen, um sich selbst (als Autor) und den Rezipienten für alternative, neue, bessere oder einfach auch nur andere Seh- und Denkweisen zu sensibilisieren, ihn also klarer sehen zu lassen. (Ein wesentliches Resultat solcher "Aufklärung" wäre zum Beispiel mehr Toleranz oder Aufhebung der "Verstocktheit".)
Anders bei Camus.
Für ihn besteht das größte Problem des Künstlers darin, zu zeigen, wie man sich in einer absurden Welt ohne Hoffnung verhalten soll und auch noch glücklich sein kann. Der Künstler soll nicht nur zur Erkenntnis der Sinnlosigkeit und Nichtexistenz Gottes verhelfen, sondern auch zeigen, wie man damit fertig wird und richtig handelt. Am besten gelungen scheint dies Camus mit den beiden Hauptpersonen Tarrou und Dr. Rieux in "La Peste". Dort hat er die konsequente Haltung des absurden Menschen u. a. anhand dieser Personen beschrieben. Diese wehren sich gegen die Absurdität des Todes und widersetzen sich einer Vernunft, die den Tod zulässt, und fordern dagegen das "Mitgefühl" und "Verständnis" für diejenigen, die in dieser Welt leiden und sterbe; sie erklären sich solidarisch und empfinden das plötzliche Innewerden eines Dazugehörens zu allem in der Welt.
Sie verurteilen eine Vernunft, die den Tod entweder als eine Notwendigkeit hinnimmt oder sogar als Todesstrafe oder politischen Mord begründet. So kann denn auch Camus gesamte schriftstellerische Tätigkeit als permanenter Kampf gegen die Todesstrafe aufgefasst werden, denn er sieht auch die Tatsache des unumgänglichen, natürlichen Todes als ungerechte Strafe für den Menschen an.
Während die Theorie dem Menschen eine Differenz zur Welt offenbart und er daher die Weltwirklichkeit nur unvollkommen, chaotisch, gebrochen erfahren und erleben kann, vollzieht sich dagegen in der Poiesis des schöpferischen Menschen, in der Kunst, die Rückkehr zu r Einheit.
Diese zielt allerdings auf keine Verbesserung der Welt hier, sondern Camus sieht in der Poiesis nur eine "Korrektur dieser Welt hier, in der die Helden (des Romans) das beenden, was wir nie zu Ende führen" (Camus: Revolte, S. 213), d.h. Kunst bringt das Absurde in eine vollkommene., einsehbare Form (Beispiel: Sisyphos). Sie wird zur Konkurrenz der wirklichen Welt, ohne vor ihrer einzigen Wahrheit, dem Tod und Leiden der Welt zu flüchten; sie verdeutlicht ein dieser Wahrheit entsprechendes Verhalten (Revolte) in seiner Vollkommenheit.
Der Künstler bildet also im Wesentlichen ab, indem er das dem Abgebildeten zugrundeliegende Prinzip einer absurden Welt durch stilistische Mittel veranschaulicht. Er gibt nach Camus keine Erklärungen und bietet vor allem keine Lösungen an, denn dadurch wiche er dem Absurden aus. Er stößt nicht zu den Wurzeln der Dinge vor, sondern gibt Anleitung dazu, wie man leben soll angesichts der Tatsache, dass der Mord und nicht die Liebe die Welt regiert und auch noch von Menschen rationalisiert wird.
Der Künstler revoltiert gegen den naturgesetzlichen Zwang, der nach Camus auch die menschlichen Beziehungen, Handlungen und Denkweisen zu determinieren scheint und in Form der Vernunft im menschlichen Denken auftritt.
Hier muß eine wichtige Kritik bei Camus ansetzen, die auch anderen Autoren gelten kann. (W. Borchert, Arno Schmidt, u.a.) Camus sieht die Ungerechtigkeit, Herrschaft und Gewalt der Welt lediglich als Ausdruck des Todes, als Ausdruck von in der menschlichen Gesellschaft waltenden Naturgesetzten. Er wirft "malum physicum" und "malum morale" in einen Topf, ohne zu differenzieren. So setzt er daher auch nicht von ungefähr in "La Peste" an die Stelle der deutschen Besatzungstruppen, die den Tod in Form des 2. Weltkrieges über die Menschen brachte, symbolisch die Pest als ein abstraktes Übel der Natur. Aber die Uneinsehbarkeit des physikalisch-natürlichen Todes und die Unerklärbarkeit und Unlegitimierbarkeit des Leidens ist nicht ohne Vorbehalte mit gesellschaftlichen, moralischen und psychischen Übeln austauschbar, die ja als von Menschen hervorgebrachte zu erkennen sind und wohl eher der Sündhaftigkeit des Menschen entspringen, die Gott nicht verursacht hat, sondern ein "Fall" (Angelegenheit, Sündenfall) des Menschen sind.
So ist der von Menschen herbeigeführte Tod (Mord, Todesstrafe, Krieg, Atomkatastrophe, etc.) nicht nur (oder in erster Linie) Ausdruck von Naturgesetzlichkeit, die in ihrer Gesamtheit und ihren letzten Konsequenzen in der Tat unbegreifbar bleibt, sondern Ausdruck von Dingen, die der Mensch nicht mehr im Griff hat, weil si sich verselbständigt haben. (vgl. Goethes Zauberlehrling) Dies wird heutzutage besonders evident, da der Mensch feststellt, dass ihm sein vor allem im 19. Jahrhundert aufblühender Machbarkeits- und Fortschrittsglauben nicht zu einer besseren Welt verholfen hat; denn die Fortschritte der Wissenschaften haben nicht nur ein längeres Durchschnittsleben gebracht, sondern auch die Atombombe und mit dem Wachstum des Bruttosozialproduktes gehen auch erst sehr spät bemerkte Bruttossozialschäden (z.B.: Umweltverschmutzung) einher.
In dem "für nichts" (Camus: Sisyphos, S. 94) schaffenden Künstler sieht Camus die Revolte am reinsten ausgetragen; dieser ist trotz permanenten Scheiterns ein glücklicher Mensch. "Il faut imaginer Sisyphe heureux." (Camus: Sisyphos, S. 101)
Er kämpft nicht für Ideen, denn das brächte ihn in die Gefahr, alle Mittel zur Erreichung seiner Ziele, der Ideen, zu heiligen und damit auch den Mord, sondern erkämpft einzig und allein für das Leben. Auch hier kann, wie an vielen Stellen, der Einfluß Nietzsches nicht übersehen werden: "Ich beschwöre euch, meine Brüder, bleibt der Erde treu und glaubt denen nicht, welche euch von überirdischen Hoffnungen reden!" (Nietzsche: Zarathustra, Werke Band II, S.280)
Statt Seelenarzt (Paneloux) oder Ideologe ist der Schriftsteller "Chronist" (vgl. Camus: Pest, S.7) und Zeuge der durch Theorie nicht lösbaren Widersprüche der Zeit. Camus will im Medium der Literatur das Sisyphosprinzip vollenden, zu Ende denken, dort abschließen, wo die Wirklichkeit in Chaos und Zerrissenheit verbleibt; er korrigiert sie in der Kunst.
Man könnte auch im Sinne des frühen Wittgenstein vom "Mystischen" sprechen. "Nicht wie die Welt ist, ist das Mystische, sondern dass sie ist." (Wittgenstein: Tractatus § 6) Dieses ist nach Wittgenstein unaussprechlich. Aber "das Unaussprechliche ist, - unaussprechlich -, in dem Ausgesprochenen enthalten." (ebenda, §4.115) Das heißt, bei genauerem Hinsehen fallen Transzendenz und Immanenz zusammen.
Zurück zum Absurden Menschen. Der absurde Mensch Camus muß jeden Sinn verleugnen und jede Sinnfindung als illusorisch, als "Sprung" degradieren, da er als einziges Streben, dasjenige nach Klarheit akzeptiert, die er aber nie ganz bekommen kann. Er sucht den Sinn immanent, d.h. im Bereich der klar einsehbaren Innerweltlichkeit zu verwirklichen und scheitert in diesem Unterfangen permanent. Damit stellt Camus aber eigentlich nichts Neues fest, denn auch im Alten Testament wird dieses vergebliche Bemühen beschrieben, das an Sisyphos erinnert.
"Ich gedachte alles, was unter der Sonne geschah, durch Weisheit zu erforschen und zu ergründen; eine leidige Mühe, die Gott verhängt hat, dass die Menschenkinder damit sich abmühen." (Prediger 1,13)

 

4. Vertrauen oder Sprung

 

"Und es ist eine Kraft dies meine Seele,
und es gehört zu meinem Wesen, und nicht
einmal ich selber fasse ganz es, was ich
bin. So ist also der Geist zu eng, sich
selbst zu fassen, so dass es ein Wo gibt,
das er von sich nicht fassen kann."
(Augustinus: Confessiones, X.8)

 

Was dem absurden Menschen verschlossen bleiben muß, weil er vor lauter Grenzen das Land nicht sieht, weil er sich von den ihn umgebenden Mauern gefangen nehmen läßt, das wird dem Christen dadurch offenbart, dass er glaubt, dass es er Gottes Wort hört. Durch die Hinwendung zu Gott vermag er einen Sinn einzuholen. Er erkennt nicht nur, dass Wirklichkeit über die Ratio hinausgeht, sondern auch dass sein Erkenntnisvermögen über sie hinausgreifen kann und reduziert also die menschliche Seele nicht auf das menschliche Bewußtsein.
Daher "kann es Glaubensinhalte geben, die über das Erfahrbare hinausgehen, es umgreifen, ohne den Inhalt zu bezweifeln. Transzendenz als etwas Geglaubtes hat nur Sinn, wenn es über oder hinter der Welt stehend, die Welt (...), so wie sie begriffen worden ist, umgreift und zu begründen sucht. Diese Transzendenz kann nur geglaubt werden und ist daher vom glaubenden Subjekt nicht zu trennen. Ihre geglaubten Inhalte müssen daher offen bleiben gegenüber der Erfahrungswelt." (Hans Titze: Traktat über Rational und Irrational, 1975, S. 34 f.)
Wenn man sich Gott mit Mitteln des Verstandes und der Vernunft faßbar machen will, wird man scheitern. "Denn Gottes Werk muß gerade verborgen und unverstanden bleiben, wenn es geschieht. Es verbirgt sich aber unter keiner anderen Gestalt als der des Gegensatzes zu unserer Vorstellungs- oder Denkweise." (Martin Luther: Römerbriefvorlesung)
Vielleicht ist auch der Christ bei vorurteilsfreier Betrachtung ein erweiterter Sisyphos, der sich den Wahrheiten Gottes in einem unendlichen Prozeß annähert, aber sie nie ganz bekommen kann. "Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt werden wird, und nichts verborgen, was nicht bekannt werden wird." (Matthäus, 10, 26) Dabei weiß er aber, dass die Wahrheit (d.h. auch Klarheit) nur durch und von Gott geschenkt werden kann und zu seiner Erkenntnis führt.
Dennoch ist ein entscheidender Unterschied der, dass der Christ an die Erlösbarkeit glauben kann und seinen Lebenssinn in Jesus Christus zu finden vermag, ohne auf vollkommene sofortige Klarheit zu beharren, denn darin ist nicht der Sinn.
Was Camus als "Sprung" degradiert, muß für den Christen keine Flucht sein, sondern kann auch ein Fortschritt sein, ein Fortschritt zu dem, was den Menschen von allen Geschöpfen der Erde am schwierigsten zu vollziehen ist und was er doch braucht, um leben zu können. Es ist Vertrauen wie es etwa Kinder zu ihren Eltern haben. Solch einen Sprung in Gottes Arme zu wagen, bedarf es eines sehr tiefen Vertrauens, welches Camus und viele moderne Menschen nicht zu haben scheinen.
Aber jeder Mensch braucht ein gewisses Maß an Vertrauen, denn nicht alles und jeder ist kontrollierbar, d.h. es gibt Bereiche, wo man nicht mehr messen, festhalten, bestimmen, kontrollieren, wissen kann, sondern nur noch vertrauen. Ohne Vertrauen gerät die Welt aus den Fugen. Ein noch so hohes Maß an Berechenbarkeit, Beherrschbarkeit, Verfügbarkeit und Gewißheit kann Vertrauen nicht überflüssig machen, d.h. wir müssen an bestimmten Stellen springen, um (vor allem Miteinander) leben zu können.
Vertrauen auf Gott scheint etwas Irrationales zu sein, aber nur für den positivistischen Rationalisten. Ich würde hier auch eher im Sinne Wittgensteins vom Mystischem sprechen, etwas, das sich der Faßbarkeit, Sagbarkeit entzieht. Dagegen ist Vertrauen eine durchaus natürliche, notwendige Lebensform neben anderen, die aber erst ein sinnvolles Leben ermöglicht, da dies rein rational nicht möglich ist.
Vertrauen kann man nicht sich selbst, das wäre ein Wissen oder eine Anmaßung bzw. Hochmut. Wie kann man nur auf sich selbst, auf sein Wissen und Können setzen!? Es hilft uns nichts, wenn wir nach dem Sinn fragen. Wir können uns nicht privat selbst erlösen!

 

5. Exkurs: Gedankenspiel - Transzendenz versus Immanenz

 

"Der Klugheit bedarf es hier nämlich
im höchsten Maße, damit wir nicht
klug sind in dem, was uns sichtbar ist
(denn dann werden wir verzweifeln),
sondern darin, was da kommt und
(uns jetzt noch) unbekannt und unsichtbar ist."
(Martin Luther: Römerbriefvorlesung)

 

Ich möchte das bis hierher Geschriebene anhand eines kleinen Gedankenspieles verdeutlichen, welches mir vor kurzem ganz spontan gekommen ist.
Wenngleich der diesem Gedankenspiel zugrunde liegende Vergleich an einigen Stellen sehr hinken mag, so hat er mir dennoch etwas Entscheidendes am christlichen Glauben gegenüber den Camuschen "Ersatzreligion" verdeutlicht; dass nämlich ein "Sprung" nicht unbedingt eine Flucht oder ein Selbstmord ist, sondern auch ein Fortschritt sein kann.
Ich hatte in einem Buch eine Denksportaufgabe gelesen. Danach galt es, neun quadratisch angeordnete Punkte mit vier geraden  Linien so zu verbinden, dass, ohne abgesetzt zu haben, alle Punkte miteinander durchschnitten haben.
Nachdem ich dies einige Male vergeblich versucht hatte, glitten meine Gedanken ins Spielerische ab und ich machte der Aufgabe folgende Zusätze:
1. Die neun Punkte bedeuten die Weltwirklichkeit.
2. Die Lösung der Aufgabe bedeuten den Sinn der Welt.
Als ich es abermals nicht schaffte, die Punkte "Richtig" "sinnvoll" zu verbinden, kam ich mir vor wie Sisyphos, der permanent versucht, dieses Problem immanent, d. h. auf der Grundlage des Offensichtlichen, des Sichtbaren, Machbaren, nach Vorgabe des Naheliegendsten zu lösen. Ich kam auf die Idee, das Neun-Punkte-Schema zu sprengen, zu transzendieren, mich nicht von den Grenzen der Welt gefangen nehmen zu lassen, und ich kam dann auch prompt auf des Rätsels Lösung:

 

Da ich nun einmal an diesem Gedankenspiel Gefallen gefunden hatte, dachte ich noch weiter. Was Camus hier als "Sprung" nicht hätte zulassen wollen, könnte von Christen als Gnade oder Geschenk Gottes angesehen werden, nicht als Gottesbeweis, den es nicht gibt, sondern als Gotteshinweis, der ihnen den Sinn allererst aufschließt.
Während der absurde Mensch immer blind gegen die Grenzen der Welt, die er in der Vernunft installiert, anrennt, eröffnet sich dem Christen auf Grund seines Glaubens allererst ein Sinn, eine klarere Sicht.

 

Diese Sicht bleibt aber auch nur eine vorläufig klarere, da der Sinn im Suchen besteht und sich an realen Problemen festmacht, d.h. es muß immer wieder und immer neu transzendiert werden, weil Gott immer wieder immer neu gesucht und gefunden werden will. "Denn diese Leben wird durchlaufen, nicht, indem wir Gott haben, sondern indem wir suchen und fragen, d.h. wieder und wiederum suchen." (Martin Luther: Römerbriefvorlesung)

 

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