Leistungsanreize für die Pflege

 

An die Verantwortlichen für das Pflegesystem in Deutschland

 

Sehr geehrte Damen und Herren,
angesichts der Arbeitsverdichtung im Gesundheitswesen und der mit dem Schlagwort „Pflegenotstand“ verbundenen Problematiken möchten wir Sie bitten, den Pflegeberuf
zukünftig neuen Refinanzierungskonzepten zuzuführen, um Effizienzen weiter zu steigern und finanziellen Schaden vom Bundeshaushalt abzuwehren.

 

Pflege alter und kranker Menschen scheint aus den Einnahmen öffentlicher Quellen nicht mehr finanzierbar zu sein. Pflegen kann ja jeder und die notwendigen Erfahrungen, Kenntnisse, etc. sind zumindest von jedermann in wenigen Kursen erlernbar oder könnten angeleitet werden.

 

Pflege ist daher eine Berufung derjenigen, die nur helfen und pflegen wollen und denen eine gute Bezahlung nicht wichtig erscheint. Sie ist daher nicht glaubwürdig als berufliche Tätigkeit oder Profession definierbar, zumal die Mehrheit der Pflegekräfte berufliche oder berufspolitische Organisationen, wie eine Pflegekammer ablehnen oder gar nicht – wie bei Gewerkschaften – daran teilhaben, sondern sie ist insbesondere bei Draufsicht auf die realen Arbeitsabläufe eine Art sportlicher Tätigkeit, deren Leistungen und Ergebnisse auch quantitativ messbar sind.

 

Wie im Sport liegt auch in der Pflege das biologische Leistungshoch um das 28. Lebensjahr; jenseits dieses Alters sind auch in der Alten- und Krankenpflege – von Einzeldisziplinen – kaum leistungsstarke Mitarbeiter*Innen / Sportler*Innen anzutreffen. Viele verlassen diesen „Leistungssport“ nach etwa 5 bis 8 Jahren, um eine Laufbahn als Trainer, Manager, oder Studierende, als Hausfrau oder in anderen Berufen anzutreten.

 

 

Selbst bei hohen Ausfallquoten durch Krankheit, Pflexit oder Frühberentung sind Pflegekräfte stets in der Lage, die Räder auch ohne Lok ins Ziel zu fahren, und zwar in der vorgegebenen Arbeitszeit. Überstunden und Mehrarbeit stellen sie nicht in Rechnung, sondern erkennen sie lediglich als Zusatztraining oder aufopfernden Dienst am Menschen. Selbst wenn vier Pflegekräfte auf einem Dienstplan stehen, schafft es auch immer wieder ein Rumpfteam aus zwei Kolleg*Innen, Patient*Innen zu versorgen. Wie im Sport sind hier Höchstleistungen zu beobachten, was in letzter Zeit wegen der Pandemie-Maßnahmen nur selten geschieht.

 

Das Arbeitstempo konnte durch Fallpauschalen und Privatisierung in den letzten 25 Jahren enorm gesteigert werden. In noch kürzerer Zeit wurde eine Effizienzsteigerung erreicht, die darüber hinaus Profite und Renditen von Kapitalanlegern erzielen ließen, die vor allem dem demütigen und gleichermaßen pflichtbewussten Verhalten von Pflegekräften zu verdanken ist. Kosteneinsparungen durch den Verzicht auf Planstellenzuwachs und Gehaltsverzicht trugen nicht unerheblich zu einem konstanten Gesundheitssystem bei.

 

 

Wie im Leistungssport sind über das 35. Lebensjahr hinaus kaum Leistungssteigerungen beim Pflegepersonal zu erwarten. Dies sehen die Pflegekräfte ein und verabschieden sich daher meist frühzeitig aus dem Beruf. Frühberentung, Burnout, Sucht, Depression, Berufswechsel, Stundenreduzierung oder Leiharbeit erscheinen ihnen als geeignete Mittel, um dem Gesundheitssystem nicht weiter zur Last zu fallen.

 

Die Pflegekräfte haben längst eingesehen, dass sie die Solidargemeinschaft über Gebühr durch Personalkosten, Fort- und Weiterbildungen und Krankenstand belasten.

 

Sie schlagen daher vor, die Krankenpflege und Altenpflege einem anderen Refinanzierungskonzept zuzuführen. So könnte eine Finanzierung durch die Deutsche Sporthilfe beantragt werden. Darüber hinaus sollten Werbegelder akquiriert werden und im Zuge eines neuartigen Pflegemanagements zu erhöhten Einnahmen über Sponsorengelder führen können.
Für die Pflegesportler in den unteren Ligen sollten weitere Leistungsanreize geschaffen werden, etwa bei krankheitsbedingtem Ausfall Lohnkürzungen vorzunehmen und den Mitarbeiter*Innen, die standhalten, eine Zulage aus den Geldern der Pflegeversicherung zukommen zu lassen.

 

 

Die Disziplin Kranken- und Altenpflege sollte spätestens bei den Olympischen Spielen ins Programm genommen werden. Für Deutschland dürfte ein besonderer Medaillensegen zu erwarten sein. Eigens ausgebildete Psychologen sollten das Pflegemanagement beraten und die Motivation der Pflegenden weiter stärker entwickeln. So sollte es nicht mehr heißen: „Heute nur zu dritt!“, (wo Fünf oder sechs laut Mindestpersonalverordnung errechnet werden), „Heute ist Punktspiel!“ oder „Das schaffen wir!“
Für pflegende Angehörige sollten verbindliche Sportabzeichen eingeführt werden.

 

Für den Mehrkampf sollten messbare Disziplinen favorisiert werden. Sitzen am Patientenbett oder Zeitüberschreitungen (insbesondere Überstunden) sollten durch Punktabzug sanktioniert werden.
Die Berufsgruppe ist der Gesellschaft unter anderem angesichts des Wegfalls des Solidarbeitrags und des Zivildienstes einen besonderen Dienst schuldig und darf nicht weiter dafür verantwortlich sein, dass zum Beispiel der Selbstkostenerhalt ansteigt oder das Erbe von Angehörigen durch ihre Bezahlung in Gefahr gerät.

 

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Pflegende in Deutschland

 

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