Allgemeine Impfpflicht?

 Ich habe mich in den letzten Tagen mal etwas genauer und vielschichtiger mit den unterschiedlichen Positionen zum Thema beschäftigt und mir die Meinungen aus verschiedenen Richtungen angehört oder dazu gelesen. Und im Gegensatz zu den meisten Mitgliedern meiner eigenen Berufsgruppe komme ich zu dem Urteil:

Allgemeine Impfpflicht - Nein! (War bisher dafür!)

Impfpflicht für Menschen, die intensiven und regelmäßigen Umgang mit vulnerablen Gruppen haben wie Ärzte, Physiotherapeuten und Pflegekräfte (Multiplikatoren) – Ja!

 

Ich denke, wenn ich den Beruf ergreife und im Unterricht gut aufgepasst habe, dann weiß ich, dass Impfung äußerst sinnvoll ist. (ohne jetzt in Details zu gehen) Ferner gebietet es unser Berufsethos, dass wir nicht mit mehr Virenlast als unvermeidbar an die Betten von vulnerablen und kranken, uns anbefohlenen Menschen herantreten. Auch ein gewisser berufskollektiver Selbstschutz mag eine gute Rolle spielen. (Ich will nicht deswegen EINSPRINGEN müssen, weil der Kollege das Impfen ablehnt und wegen einer Infektion (die vermeidbar gewesen wäre) ausfällt.

 

Aber sehr viel spannender ist doch die Frage, ob die Impfpflicht tatsächlich so durchsetzbar ist (In der Pflege schon, und die 2-5 %, die das nicht wollen, gehören da auch nicht hin!.). Wenn 10 bis 15 Millionen das Impfen verweigern, wir nicht mal ein Impfregister, wie in Frankreich, Spanien, etc. haben, dann stösst der Staat da an seine Grenzen. Die Frage ist auch, inwieweit das (SOLANGE keine virulenteren Mutationen auftauchen) noch verhältnismäßig ist. (Ich denke auch, dass das Verfassungsgericht das nicht durchkommen lässt. (Ärgern tut mich nur, dass Leute wie Kubicki und Spahn in diesem Punkt recht behalten werden.)

 

Abgeschwächtere Mutanten haben am Ende das Gefahrenpotential einer Grippe, das wäre hinnehmbar. Und hinsichtlich Grippe gibt es ja auch keine Impfpflicht! Im Übrigen wird es in der Bevölkerung immer 5 - 10 Prozent Deppen, Schwurbler etc. geben. Das müssen wir aushalten. Aber wer in der Pflege den Schuss nicht gehört hat, der muss da einfach weg. (Wir haben eh zu viele, die die Profession nicht aushält. Leute, die wissenschaftliche Erkenntnisse auch der Pflege leugnen, haben wir ja auch!)

 

Wir brauchen neue, kluge, motivierte Menschen in der Pflege und solche, die wieder kommen, weil die Rahmenbedingungen stimmen. Das hat nichts damit zu tun, die Berufsgruppe zu diskreditieren, wie viele auch gute Köpfe unter uns meinen, sondern einfach damit, dass es fachlich geboten und gesundheitlich notwendig ist.

Wenn ich ins Ausland fliege, muss ich mich für bestimmte Dinge auch impfen lassen, sonst komm ich da nicht hin. Genauso in der Pflege, wenn ich es in dem Beruf nicht will, dann muss ich halt wegbleiben und was anderes machen, wo das Gefährdungspotential sich selbst und verletzbaren Menschen gegenpüber nicht so groß ist!

 

P.S.: Eigentlich wollte ich es nicht weiter ausführen und müsste es auch NOCH differenzierter darlegen, aber irgendwann ist auch mal Schluss. Vor lauter Diskutiererei (besonders in unsrerer Branche) verlieren wir jeden Kampf.

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Michael (Montag, 24 Januar 2022 15:41)

    Man kann nicht gegen eine einrichtungsbezogene Impfpflicht sein, nur weil es nicht für alle gilt. Das ist absurd!

  • #2

    Opa Michi (Montag, 25 April 2022 16:13)

    Darf man eigentlich VORSORGLICH eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung erheben gegen all diejenigen, die gegen eine allgemeine Impflicht im Bundestag votiert haben?
    Wenn im Herbst nämlich die ersten UNGEIMPFTEN, darunter auch solche, die aus ganz unterschiedlichen Gründen NICHT gegen Corona geimpft werden KÖNNEN, wegen bestimmter Erkrankungen, an einer Infektion versterben, dann sollte doch eigentlich gegen all diese Abgeordneten Anklage erhoben werden.
    Für jeden Toten in Folge der Infektion bitte ansonsten den Totenschein an jeden einzelnen Angehörigen des Bundestages senden, der gegen die Impfpflicht votiert hatte, und Rechenschaft fordern.
    Allein der hämische Applaus von der AFD nach dem Abstimmungsergebnis muss doch den anderen Parlamentariern, vor allen Dingen bei CDU und FDP, die Schamesröte ins Gesicht treiben. Ich bin so was von empört und enttäuscht von unserer parlamentarischen Demokratie … , dass ich mittlerweile die Deppen von rechts zu verstehen beginne.