Über den Krieg

 

Enkel (9 Jahre):
Du, Opa, wenn Krieg is, isses dann gefährlich?

 

Opa (71 Jahre):
O ja, das ist das Gefährlichste, was es gibt.

 

Enkel:
Noch gefährlicher als Klimawandel?

 

Opa:
O ja, viel gefährlicher.

 

Enkel:
Warum führt man denn dann Krieg, wenn es so gefährlich is?

 

Opa:
Solange es Menschen gibt, wird es immer Kriege geben.

 

Enkel:
Also sind die Menschen schuld?

 

Opa:
Nein, der Hitler und der Putin.

 

Enkel:
Sind das keine Menschen?

 

Opa:
Doch schon. Das sind auch Menschen, böse Menschen.

 

Enkel:
Warum machen die das? Krieg.

 

Opa:
Weil sie sich bedroht fühlen, vom Juden oder vom Ami.
Die finden immer wen.

 

Enkel:
Was ham die Juden und die Amis denn getan? Ham die die beleidigt?

 

Opa:
Nein, aber der Hitler hat einen gebraucht, der an allem schuld ist und der Putin fühlt sich bedroht, weil ihm keiner traut.

 

Enkel:
Dem Putin ist nicht zu trauen?

 

Opa:
Nee!

 

Enkel:
Kann unser Bundeskanzler auch Krieg machen?

 

Opa:
Nein, da muss das Parlament zustimmen. Die Parteien stimmen dann ab.

 

Enkel:
Welche Parteien?

 

Opa:
Die politischen Parteien, die vom Volk gewählt sind.

 

Enkel:
Welches Volk?

 

Opa:
Na, wir Bürger, wir alle.

 

Enkel:
Kinder auch?

 

Opa:
Ach, du kleiner, dummer Junge. Nein, nur die Erwachsenen, die wahlberechtigt sind.

 

Enkel:
Wer nicht wahlberechtigt ist und die Kinder werden nicht gefragt? Ich will keinen Krieg!
Werdet ihr Erwachsenen denn gefragt, ob ihr den Krieg wollt?

 

Opa:
Nein, dazu haben wir ja das Parlament gewählt. Es passen ja nicht alle 80 Millionen Menschen in den Bundestag.
Die Mehrheit der Abgeordneten entscheidet das.

 

Enkel:
Wenn sie für Krieg stimmen, dann ist das die Mehrheit, also nicht alle?

 

Opa:
Nein nicht alle. Einige sind immer dagegen.

 

Enkel:
Also sind nicht alle Abgeordneten für Krieg?

 

Opa:
Nein, die Linken sowieso nicht.

 

Enkel:
Aber wir wollen doch gar keinen Krieg, weil´s zu gefährlich is!
Wieso sind dann nur die Linken dagegen?

 

Opa:
Die andern sind auch gegen den Krieg, aber manchmal muss man sich ja wehren, wenn da ein anderer anfängt.

 

Enkel:
Warum fängt der andere denn einfach an?

 

Opa:
Na, das versteht meist kein Mensch.

 

Enkel:
Aber wenn man es verstehen würd´, hätt´s doch sicher einen Grund, oder?

 

Opa:
Ja, manchmal versteht man den Grund, aber meist nich´.

 

Enkel:
Und wenn´s einen Grund hätt´?

 

Opa:
Ja, wenn es einen Grund gäb´, dann würd´ man´s ja verstehen.
Dann würd man mit dem reden.

 

Enkel:
Und, gibt´s einen Grund?

 

Opa:
Wahrscheinlich schon, aber den kann keiner erkennen.

 

Enkel:
Warum fragt man dann nich´ nach?

 

Opa:
Na, die fragen ja, aber sie glauben dem nicht.

 

Enkel:
Aber ich glaub´ dir doch auch und merke, wenn du schwindelst.

 

Opa:
Ach Junge, es is eh schon zu spät, die bombardieren sich doch schon.

 

Enkel:
Werden die Soldaten auch gefragt, ob sie Krieg möchten?

 

Opa:
Nein, dafür sind die ja Soldaten. Die müssen in den Krieg zieh´n; dafür bekommen sie Geld.

 

Enkel:
Wenn die kein Geld kriegen würd´n, dann gäb´s auch kein Krieg, nich´?

 

Opa:
Die gehen ja freiwillig.

 

Enkel:
Ich denk´, die geh´n in den Krieg, weil sie Geld dafür kriegen?
Kriegen wir auch Geld, wenn wir im Krieg sind?

 

Opa:
Nein, du Dummerchen, im Gegenteil, wir können nur verlieren.

 

Enkel:
Wir verlieren den Krieg?

 

Opa:
Nein, äh ja ..., wir verlieren Geld, vielleicht unsere Arbeit oder das Haus.
Manchmal verlier´n wir alles und wir müssen dann flieh´n.

 

Enkel:
Und wohin flieh´n wir dann?

 

Opa:
Dahin, wo kein Krieg is.

 

Enkel:
Nach Holland?

 

Opa:
Vielleicht, wenn da kein Krieg is, aber wahrscheinlich is da auch Krieg.

 

Enkel:
Wenn Krieg is, müssen wir dann hungern?

 

Opa:
Wahrscheinlich schon irgendwann, weil´s nix mehr zu kaufen gibt und der Staat pleite is und am Ende keine Steuereinnahmen mehr hat.

 

Enkel:
Dann hat der Bundeskanzler kein Geld mehr für Soldaten.
Und dann is der Krieg von alleine aus, oder?

 

Opa:
Nein, einer is ja der Gewinner. Aber der hat auch viel verloren.

 

Enkel:
Also verlieren beide, der Putin und wir?
Wenn aber alle verlieren, warum fängt man denn dann Kriege an?

 

Opa:
Weil man gewinnen und Recht behalten will.
Irgendwer profitiert immer vom Krieg.

 

Enkel:
Wir aber nicht!

 

Opa:
Nein, wir nicht. Nur die Rüstungsindustrie, vielleicht.

 

Enkel:
Wenn es keine Rüstungsindustrie gäb´, dann gäb´s auch keine Waffen für Krieg. Stimmt´s?

 

Opa:
Irgendwer baut immer Waffen.
Wenn die Arbeiter nicht Waffen bauen würden, dann bekämen sie kein Geld und wären unzufrieden.

 

Enkel:
Können sie nichts anderes bauen?
Sagst du nicht immer, es fehlen Arbeitskräfte bei uns?

 

Opa:
Dafür is kein Geld da. Der Staat nimmt nicht genug Steuern ein.
Die Arbeitenden müssen ja alle bezahlt werden.

 

Enkel:
Aber in der Rüstungsindustrie werden sie doch bezahlt.
Wer kauft denn all die Waffen – für Krieg?

 

Opa:
Na, Staaten, wie Amerika und Russland und Arabien und so weiter.

 

Enkel:
Also hat der Staat Geld für Waffen.

 

Opa:
Ja dafür braucht er Geld, um sich verteidigen zu können.

 

Enkel:
Aber, Opa, wenn keiner Waffen für Krieg hat, weil es keine Rüstungsindustrie gibt, dann muss sich ja auch niemand verteidigen.

 

Opa:
Ja, das ist schon ein Teufelskreis. Aber da kommt keiner raus.

 

Enkel:
Und wenn der Krieg irgendwann vorbei ist. Was ist dann?

 

Opa:
Da gibt´s viel zu tun. Dann geht´s wieder bergauf.

 

Enkel:
Da is ´ wieder genug für alle - Arbeit.
Für die, die überlebt ham´!

 

Opa:
Dann müssen alle mit anpacken.
Weil: Nach ´m Krieg muss ja alles wieder aufgebaut werden.

 

Enkel:
Dann gibt´s beim Krieg ja doch Gewinner?

 

Opa:
Ja, manche. Nach dem Krieg.
Vielleicht der Ami oder die Scheichs, oder welche, die viel Geld verdienen woll´n.

 

Enkel:
Wollen vielleicht deswegen manche Krieg?

 

Opa:
Ja, Gewinner gibt’s schon. Ob die aber den Krieg gewollt ham, weiß ich nich´. Keiner weiß das.

 

Enkel:
Die Gewinner, war´n die bei der Mehrheit.

 

Opa:
Welche Mehrheit?

 

Enkel:
Na, die abgestimmt hat. Für Krieg.
Gegen uns – Kinder, - und so.

 

Opa:
Ach so. Ja, wer weiß?
Da blickt der kleine Mann nicht durch.

 

Enkel:
Und die Frau´n? Blicken die durch?

 

Opa:
Nee, die wissen´s auch nich´ besser!

 

Enkel:
Wer blickt denn durch?

 

Opa:
Am besten wohl die Wissenschaftler und einige Philosophen, vielleicht.

 

Enkel:
Dann sollt man doch auf die hör´n und danach abstimmen lassen.

 

Opa:
Auf die hört aber keiner.
Da gibt es zu viel unterschiedliche Interessen.

 

Enkel:
Was für Interessen?

 

Opa:
Na, Interessen der Konzerne, der Industrie und derjenigen, die Einfluss haben.
Die wollen doch ihre Produkte und Waren verkaufen.

 

Enkel:
Waren oder Waffen? Was meinst du, Opa?

 

Opa:
Ja, Waffen sind auch Waren.

 

Enkel:
Die haben mehr Einfluss als Wissenschaftler?
Aber wozu betreibt man dann Wissenschaft?

 

Opa:
Eigentlich für ein Leben ohne Krieg. Für die Zukunftsplanung.
Aber die wissenschaftlichen Ergebnisse stehen leider oft hinter den Interessen zurück.

 

Enkel:
Wieso?

 

Opa:
Na, ja, es gelingt uns nicht, dass richtig über Wissenschaft berichtet und unterrichtet wird.
Und die Menschen können zwischen Lüge und Wahrheit kaum noch unterscheiden. Und so werden sehr oft falsche Entscheidungen getroffen.

 

Enkel:
Kann man denn gar nichts machen?

 

Opa:
Schon, aber das werd´ ich nicht mehr erleben, dass die Menschheit sich aufklären lässt.
Und du - wohl auch nicht mehr.

 

Enkel:
Doch. Wir Menschen können doch lernen.
Wozu geh´n die Kinder denn zur Schule?

 

Opa:
In der Schule lernen die Kinder rechnen, lesen und schreiben, damit sie später in der Gesellschaft leistungsfähig sind und von ihrem Einkommen leben können.

 

Enkel:
Lesen kann ich, schreiben kann ich. und rechnen kann ich schon gut! Aber keiner kann mir „Krieg“ erklären.

 

Opa:
Das ist ja auch nicht so einfach.

 

Enkel:
Man müsste sich doch nur einig sein und gegen Krieg stimmen.
Das ist doch ganz einfach. Was gibt es daran nicht - durchzublicken?

 

Opa:
Zu viel geschieht im Verborgenen.
Da wird man sich nie einig, weil wir die Interessen nicht durchschau´n. Außerdem hat ja der Putin angefangen…

 

Enkel:
Du sagst immer, wenn mein kleiner Bruder mich haut, dann soll ich nicht zurückhau´n. Der mache das nich´ extra, und ich solle ihm zeigen, dass es falsch is´, was er da macht.
Kann man das dem Putin nicht auch irgendwie sagen?

 

Opa:
Nee, der macht das trotzdem, weil er Gründe hat und eigene Interessen.

 

Enkel:
Wenn wir die verstehen würden, könnten wir ihm dann sagen, dass er aufhör´n soll?

 

Opa:
Das könnten wir. Aber ob er uns auch versteht, ist eine andere Frage. Die Menschen tun sich halt schwer beim gegenseitigen Verstehen.
Das ist nun mal der Welten Lauf.

 

Enkel:
Ein Weltenlauf mit Krieg ist doof.
Aber ohne Krieg, wär´s schöner.
Für uns Kinder, zumindest…

 

Opa:
Ja, wir sollten alle werden wie Kinder!

 

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