Nie wieder Krieg

 

 

Enkel:
Opa, die da demonstrieren haben ein Schild. Da steht drauf: „Nie wieder Krieg!“

 

Opa:
Ja, das hab ich auch gesehen.

 

Enkel:
Aber du sagst doch, Krieg würde es immer wieder geben?

 

Opa:
Ja, leider gibt es aber immer wieder Herrschende und Mächtige, die glauben Krieg sei ein Mittel, um sich Vorteile zu verschaffen oder sich zu verteidigen.
Der Spruch erschien erstmalig 1924 auf einem Plakat von Käthe Kollwitz. Hier ich zeig es dir mal auf dem Laptop.
(Opa, scrollt auf dem i-Pad und zeigt dem Enkel das Plakat.)

 

 

 

Enkel:
Der Mann hat die linke Hand vor dem Herzen auf der Brust und zeigt mit seiner rechten Hand Zeige- und Mittelfinger nach oben. Was soll das bedeuten?

 

Opa:
Na! Was denkst du, was könnte die linke Hand ausdrücken?

 

Enkel:
Die deutet auf das zu schützende Herz. Gleichzeitig scheint er das was, da geschrieben steht zu rufen, denn sein Mund ist weit geöffnet. Vielleicht spricht er sozusagen aus vollem Herzen. Aber, Opa, die rechte Hand, was sagt die?

 

Opa:
Nun mit der rechten Hand gibt man sich die Hand, um sich zu begrüßen oder seine Verbundenheit zu zeigen. Außerdem schwört man mit der rechten Hand, und dazu zeigt man – wie auf dem Bild – die beiden Finger.

 

Enkel:
Also schwört er, nie wieder Krieg zu führen.

 

Opa:
… nie wieder Krieg führen zu WOLLEN.

 

Enkel:
Wenn er es nicht will, aber andere doch?

 

Opa:
Deswegen zeigt er es ja. Anderen. Er appelliert: „Führt nie wieder Krieg!“

 

Enkel:
Was heißt „appellieren“?

 

Opa:
Er sagt den anderen Menschen, ja der ganzen Menschheit, dass sie keinen Krieg mehr führen sollen. Und er selbst schwört es, nämlich keinen Krieg mehr zu führen. Die anderen sollen seinem Beispiel folgen. Der Appell lautet: Führt keinen Krieg!

 

Enkel:
Aber wenn diesem Appell nicht alle folgen…, dann …

 

Opa:
 … dann gibt es eben immer wieder Krieg.

 

Enkel:
Aber Krieg zerstört und tötet. Das wissen wir doch. Warum wird denn dann immer wieder Krieg geführt? Und warum gehen die Leute hin und machen mit?

 

Opa:
Ein Slogan, also ein Werbespruch, von amerikanischen Kriegsdienstverweigerern aus den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts lautet sogar: „Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin!“
Aber die Leute gehen hin, weil sie ihr Land und ihre Freiheit verteidigen wollen. Außerdem hilft es ihnen nicht, nicht hinzugehen, weil der Krieg dann zu ihnen kommt und sie sind mittendrin und können nichts dagegen tun.

 

Enkel:
Aber das ist ja nur verteidigen. Krieg ist doch dadurch, dass einer anfängt.

 

Opa:
Wenn der Angegriffene sich nicht wehrt, ist kein Krieg, aber Unterdrückung und Unfreiheit. Das will niemand.

 

Enkel:
Aber es ist kein Krieg. Will der Mann auf dem Plakat das in Kauf nehmen, dass er unterdrückt wird?

 

Opa:
Nein, das glaube ich nicht.

 

Enkel:
Wenn er unterdrückt würde, würde er sich dann wehren?

 

Opa:
Das weiß ich nicht. Zumindest würde er nicht töten oder Waffen benutzen. Sonst hätte er ja einen Meineid geschworen.

 

Enkel:
Was ist ein Meineid?

 

Opa:
Ein Meineid ist, wenn man etwas schwört und es nicht wirklich tut, was man schwört. Bei dem jungen Mann ist es vielleicht mehr ein Appell als ein Schwur.

 

Enkel:
Dann ist sein Appell wohl völlig nutzlos?

 

Opa:
Nein, das glaube ich nicht. Es ist gut, darauf hinzuweisen, dass Krieg falsch ist und vermieden werden sollte.

 

Enkel:
Was passiert denn, wenn der Krieg zu uns kommt?

 

Opa:
Das weiß ich auch nicht genau. Wahrscheinlich werden dann die Männer zum Kriegsdienst verpflichtet und viele Menschen verstecken sich in Kellern, oder fliehen ins Ausland, wo kein Krieg ist.

 

Enkel:
Aber wenn die Männer nicht hingehen, sondern sich verstecken oder fliehen? So wie in dem Werbespruch.

 

Opa:
Das wird ihnen nichts nützen, denn dann werden sie abgeholt und müssen kämpfen oder sie kommen ins Gefängnis. Außerdem überfallen die Angreifer dann die Frauen, die Kinder und die alten Leute.

 

Enkel:
Wenn alle nicht hingehen? So viele Gefängnisse gibt es doch gar nicht. Und die sie ins Gefängnis bringen sollen, wären ja auch selber im Gefängnis?

 

Opa:
Das wird nicht passieren. Die meisten Männer wollen kämpfen.

 

Enkel:
Aber Opa, du sagst doch immer „Kämpfen ist doof“?

 

Opa:
Wie kommst du jetzt darauf?

 

Enkel:
Na, wenn ich mit dem Jonas „Kämpfen spiele“, oder wenn ich die Dinos und die Superhelden kämpfen lasse, dann sagst du immer, Kämpfen sei doof.

 

Opa:
Weil Kämpfen brutal ist. Das finde ich nicht gut. Ihr solltet besser was anderes spielen. Es gibt viel bessere Möglichkeiten.

 

Enkel:
Was für Möglichkeiten?

 

Opa:
Na, deine Superhelden könnten doch was Gutes tun und zum Beispiel dafür kämpfen, dass es weniger Arme und Kranke gibt, dass die Umwelt sauber bleibt oder dass das Klima stabil bleibt.

 

Enkel:
Also ist „Kämpfen“ doch gut?

 

Opa:
Ja, das ist aber ein anderes Kämpfen. Nicht Menschen oder Tiere gegeneinander, sondern Kämpfen für eine gute Sache, für Gerechtigkeit und Frieden.

 

Enkel:
Also gegen Krieg!?

 

Opa:
Ja, genau, sehr gut. Ihr könntet zum Frieden aufrufen und demonstrieren oder überlegen, wie man Krieg vermeidet und nicht gegen andere kämpft.

 

Enkel:
Aber Opa, das ist langweilig. An Friedensappelle hält sich ja doch keiner!

 

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